Jeder hat ja seinen eigenen Geschmack: Ich habe einen Faible für das Mittelalter. All diese schweren, kunstvoll verzierten Möbelstücke, dazu schwere, farbenfrohe Teppiche aus fremden Ländern und dazu große Holztruhen – so sollte mein Zuhause aussehen. Doch für exquisite Möbelstücke aus dem Antiquariat fehlt mir leider das Geld, deswegen Improvisieren! Von meiner Oma habe ich tolle, alte Brokatvorhänge bekommen, nun fehlten mir also nur noch die passende Gardinenstange dazu. Auch andere Sachen, die mit ein bisschen Fantasie und Farbe aufgepäppelt werden konnten, ließen sich in den Irrungen und Wirrungen des Speichers auftreiben: Eine alte Holzkiste zum Beispiel, die ich einfach mit dunkler Holzfarbe lasiert und mit ein paar Nieten aus dem Baumarkt auf Mittelalter getrimmt habe. Hätte ich eine Aussteuer, sie würde wunderbar darin aussehen. Auch der Besuch im Möbelhaus war sehr zufrieden stellend. Dort fand ich eine Gardinenstange in Bronze mit einer wundervoll schnörkligen Fleur de Lilles als Endstück. Dazu habe ich noch ein paar kleine bronzene Schälchen und außerdem große Kerzen, um die ich Samtbänder in der Farbe von den Vorhängen wickeln werde, ergattert.

Einigermaßen anspruchsvoll hingegen war die Befestigung des Vorhangstoffes an der neu erworbenen Gardinenstange, für die ich vorher fachmännisch Löcher gebohrt hatte. Die Schlaufen waren viel zu groß, also habe ich sie einfach aufgeschnitten und Schleifen daraus gebunden. Das Dekorieren des Zimmers hat unglaublich viel Spaß gemacht. Überall die Schälchen und Kerzen verteilen und hier und da ein paar dunkle Kuscheldecken, am Ende hatte das Wohnzimmer wirklich was von modernem Mittelalter. Das einzig blöde war nur, dass ich später noch meinen Nachbarn zur Hilfe rufen musste: Die Gardinenstange war aus der Wand gerissen – ich hatte wohl die Löcher doch nicht so professionell gebohrt wie ich dachte. Trotzdem, obwohl der Nachbar nicht gerade von der Hilfsaktion begeistert war, von meinem ‚Wohnkonzept‘ war er es durchaus.

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