Es ist 7 Uhr morgens. Rita ist gerade erst aufgestanden. Noch im Morgenmantel, putzt sie sich die Zähne und setzt dann einen Kaffee auf. Bis zu ihrem Arbeitsbeginn sind es noch zwei Stunden. Rita überlegt, dass sie noch eine Runde joggen könnte, als es plötzlich klingelt.

Durch die Gegensprechanlage hört sie die Stimme eines Mannes: Wir kommen von der Kriminalpolizei, machen Sie bitte die Tür auf.“ Fünf Personen – zwei uniformierte Polizisten, eine Frau in Jeans und zwei Männer in grauen Anzügen – betreten den Hausflur.

Der ältere der beiden Anzugträger hält einen grünen Zettel in der Hand: „Guten Tag, wir haben einen Durchsuchungsbeschluss, dürfen wir reinkommen?“ Die Frage ist nicht ernst gemeint. Mit einem Durchsuchungsbeschluss darf jeder reinkommen. Das weiß auch Rita. Sie wirft einen flüchtigen Blick auf das Schreiben. Da steht irgendetwas von Urheberrechtsverletzung.Rita fühlt sich wie in Trance. Sie kann sich das Ganze nicht erklären. Das sagt sie auch den Beamten, aber die wollen nur den Computer und das Arbeitszimmer sehen. „Gegen Sie liegt eine Anzeige vor. Sie sollen Raubkopien gekauft haben.“ Rita weiß nicht, wovon der Mann redet. Sie kennt sich ja noch nicht einmal richtig mit ihrem Computer aus. Das einzige Programm, das sie tagtäglich nutzt, ist zum Schreiben ihrer Texte da. Wozu sollte sie Raubkopien benötigen? Die Computerexpertin in Jeans lässt sich nicht beirren. Systematisch durchforstet sie die Computerdateien während ein Kollege Akten aus dem Regal räumt. Rita ist immer noch wie betäubt. „Den müssen wir mitnehmen,“ sagt die junge Beamtin und meint den Rechner. „Aber das geht doch nicht, damit muss ich doch meine Arbeit erledigen.“ „Das hätten Sie sich früher überlegen sollen, junge Frau,“ sagt der Beamte. Jetzt will Rita wissen, was genau passiert ist. „Wir haben eine Anzeige von Rechtsanwalt Rasch gegen Sie vorliegen. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich an die Staatsanwaltschaft.“

Später ruft Rita dort an. Sie kann ohne Rechner nicht arbeiten und viele ihrer Computerdateien sind streng vertraulich. Die Staatsanwältin verspricht, sich um „den Fall“ zu kümmern. Das könne aber ein paar Tage dauern. Inzwischen hat Rita eine Vorladung von der Kriminalpolizei bekommen. Sie soll am nächsten Morgen dort erscheinen.

Pünktlich um acht ist sie im Polizeipräsidium. Vor dem Büro des Kommissars muss sie lange warten. Irgendwann kommt der aus seinem Zimmer und sagt: „Sie können nach Hause gehen. Da lag wohl eine Namensverwechslung vor.“

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